Der Airbus A321 der Turkish Airlines setzt zum Landeanflug an. Unter uns liegt Istanbul. Ich schaue durch das ovale Flugzeugfenster: Häuser, Hochhäuser, Kuppeln, Minarette. Unendlich weit scheint die Stadt. Was lässt sich da in 24 Stunden erkunden, frag‘ ich. Hans, mein Begleiter meint, dass man nicht mal in einem Monat alles von der Stadt sehen kann. Wir konzentrieren uns einfach auf die Top 3 Sehenswürdigkeiten. In der kurzen Zeit ist nicht mehr möglich; dennoch gewinnen wir erstaunlich tolle Eindrücke von der Metropole zwischen Europa und Asien: Hagia Sophia, Großer Bazar, Bosporus Boots-Tour sind Programm.
Früher hieß die Stadt einmal Byzanz, dann wiederum Konstantinopel. Am 28. März 1930 benannte Atatürk, der 1. Präsident der türkischen Republik, dann offiziell Konstantinopel in Istanbul um. Im Mittelalter war sie schon die größte Stadt Europas. Heute erstreckt sie sich 50 Kilometer in alle Richtungen. Unfassbar. Sie ist die einzige Stadt der Welt, die auf zwei Kontinenten liegt: Asien und Europa – geografisch getrennt von der Meeresenge Bosporus.
Heute leben über 16 Millionen Menschen in Istanbul
Noch in den 70er Jahren lebten in Istanbul knapp 2 Millionen Menschen. Heute schätzt man 16 Millionen, aber es können auch mehr sein. So genau lässt sich das nicht zählen. Für die Araber ist Istanbul „das“ Einkaufsparadies schlechthin. Aber auch Deutsche und Österreicher schätzen die Shoppingmeile im goldenen „Großen Basar“. Gerne werden Teppiche gekauft, die gegenüber den Preisen in der Heimat wesentlich billiger zu haben sind. Oder Gold, Silber und Uhren. Schon lange bekannt sind die Augenkliniken, die zu den besten der Welt zählen. Nun boomt der Schönheitstourismus – Reiche aus Dubai reisen für eine Verjüngungskur an den Bosporus. Sie lassen sich von den plastischen Chirurgen die Nase verkleinern, die Lippen aufspritzen, die Backenknochen heben, den Po vergrößern, die Waden verkleinern – alles was nicht dem heutigen Schönheitsideal entspricht, wird zurecht geschnipselt!
Bosporus: Nach der griechischen Sage stürzte sich die in eine Kuh verwandelt Io (eine Geliebte des Zeus) ins Meer, um einem Insekt zu entkommen, welches Hera aus Eifersucht auf sie angesetzt hatte. Dort, wo sich Io ins Meer stürzte, entstand eine Furt. Deswegen heißt der Bosporus aus dem griechischen übersetzt eigentlich Kuhfurt.
Die Kuhfurt von 31 Kilometer Länge und 700 bis 3500 Meter Breite, verbindet das „schwarze Meer“ mit dem „Marmarameer“ auf asiatischer Seite. Eine Fahrt mit einem der Ausflugsboote lohnt und gehört auf die Bucketlist jedes Istanbul-Reisenden.
24 Stunden in Istanbul
9:00
Tanken Sie Energie: Beginnen Sie den Tag mit einem türkischen Frühstück. Unbedingt dazu gehören: Oliven, grün und schwarz, Gurken in Streifen geschnitten. Tomaten, Käse (Peyniri, ein Gouda-ähnlicher Käse), Honig und Marmelade, Früchte, Wurst und Menemen (Eierspeisen-Rezept). Dazu wird Sesamkringel und Brot gereicht. Obwohl Kaffee bei den Türken beliebt ist, wird zum Frühstück Cay (Tee) getrunken. Serviert wird in acht bis zehn Schalen auf einer Platte. Achtung: das Frühstück ist üppig und reicht gut für zwei, manchmal sogar für drei Personen.
10:00
Hagia Sophia (gesprochen: Ayasofya): Die Moschee mit den vier Minaretten und der imposanten Kuppel von 32 Metern Durchmesser, prägt das Stadtbild. Am besten sucht man sich als Besucher/in einen höher gelegenen Aussichtspunkt, damit man Istanbuls Symbol erfassen kann. Bis zum Ende des Byzantinischen Reiches wurde die „Sophienkirche“ als griechisch-orthodoxes Gotteshaus genutzt. Bis zur Fertigstellung des Petersdoms in Rom – im Jahre 1626 – war die Hagia Sophia sogar die größte Kirche der Welt. Nach der Eroberung Konstantinopels (früherer Name für Istanbul) durch die Osmanen, wurde aus der Kirche anno 1453 deren Hauptmoschee. Die Geschichte der Hagia Sophia ist bewegt wie die Geschichte Istanbuls selbst – mal Kirche, mal Moschee, dann wieder Museum. Seit Juli 2020 wird die berühmteste Sehenswürdigkeit der Türkei wieder als Moschee genutzt.
Auch Nicht-Muslime dürfen die Hagia Sophia besichtigen. Beachten Sie die Kleidungsvorschriften. Frauen sollten die freie Schulter mit einem Tuch bedecken. Schuhe müssen im Vorraum ausgezogen und können in einem Fach aufbewahrt werden. Nur barfuss oder in Socken darf die Moschee betreten werden. Sie können fotografieren oder filmen, aber ohne Blitzlicht und Stativ. Wie bei allen Moscheen ist der Eintritt frei.
12:00
Großer Basar: Immer wieder eine Erfahrung. Errichtet wurde er schon 1453 unter Fatih Sultan Mehmet II. In einem abgeschlossenen Viertel kann er nur durch eines der 20 Tore betreten werden. In dem Gewirr von Wegen und Schlupfwinkeln kann man sich leicht verlieren. Am besten Sie merken sich die Gold- und Silberhändler (wo die meisten Ringe und Ketten in den Auslagen liegen) als Orientierung. So finden Sie leicht wieder hinaus. Etwa 65 Wege führen zu den Märkten. 4000 Läden warten auf Kunden. Bei unserem Besuch ging es relativ locker zu. Wenig Leute – genug Abstand. Unvorstellbar: normalerweise – ohne Pandemie – tummeln sich pro Tag 500.000 Menschen im riesigen, überdachten Labyrinth. Teppiche, Gewürze, Fake-Markenbekleidung, Fake-Uhren, echte Uhren Ledertaschen, Seide, Pelze, Gold und Silber: alles Mögliche gibt es zu kaufen. Wenn Sie einen teuren Teppich oder teuren Schmuck erstehen, fordern Sie unbedingt eine Quittung an – es wäre wegen dem Zoll.
Covid verdirbt uns ein wenig das Shoppingvergnügen und das obwohl Händler und Touristen Masken tragen. Außerdem waren wenig Leute unterwegs, sodass der notwendige Abstand von zwei Metern eingehalten werden konnte. Wir hielten eine Stunde aus, dann steuerten wir wieder auf den Ausgang zu. Das mulmige Bauchgefühl ließ sich leider nicht gänzlich verdrängen.
Fatih/İstanbul, Beyazıt, Kalpakçılar Cd. No:22
4000 Geschäfte auf 31.000 m²
Die Händler setzen immer einen höheren Preis an. Verhandeln Sie. Normalerweise liegt der vom Händler vorgeschlagene Preis 50 Prozent über dem Betrag, den er haben möchte.
Kurs: 100 Lira = 9,60 Euro. Wechselstuben gibt es bei den Eingängen.
Offen von 10-18 Uhr
13:30
Mittagessen im Hamdi Restaurant – Pera. Das Kebab-Restaurant befindet sich auf dem Dach des Radisson Blu Hotels mit grandiosem Panoramablick auf das „Goldene Horn“ (7 km langer Meeresarm am Bosporus). Kebab bedeutet nicht Döner wie wir das in Österreich kennen, sondern Kebab bedeutet in der Türkei soviel wie gebratenes, gegrilltes Fleisch. Auf den Teller kommt daher vorwiegend Lamm- oder Hähnchenspieß.
15:00
Bootsfahrt auf dem Bosporus: Hafen im Viertel Karaköy. Buchen Sie ein Ausflugsboot oder eine luxuriöse Yacht für diese einmalige Bootstour. Auf der einen Seite sehen Sie den asiatischen, auf der anderen den europäischen Teil Istanbuls. Für einen ersten Eindruck genügte uns eine Zweistunden-Tour mit einer Yacht. Die Angebote beginnen bei 40 Euro pro Person. Lange Touren über 6 Stunden sind ebenfalls möglich, aber das wäre uns zu langweilig gewesen. Die Zeit nutzten wir dann doch lieber für…
17:30
Galata Turm besuchen oder gemütlich Kaffee trinken am Hafen in Karaköy
Zwei Aufzüge führen bis ins siebte Stockwerk. Dann gelangen Sie über eine hölzerne Wendeltreppe in die letzte Etage. Ein gewaltiges 360 Grad Panorama öffnet sich mit Blick hinweg über das „Goldene Horn„. Der Reisende wird beim Anblick der vielen Minarette und Kuppeln geradezu überfordert. Erst von da oben lässt sich die Größe Istanbuls einschätzen. Wenn es die Zeit zulässt, dann also unbedingt den Galata Turm ins Sightseeing-Programm aufnehmen (siehe 2. Foto).
19:00
Abendessen im Clubrestaurant
So ein tolles Restaurant, das Ringa Sea Food im Stadteil Kurucesme, Muallim Naci Caddesi direkt am Meer. Man stelle sich hier ein Clubbing vor. Wahrscheinlich würden Hans und ich durchtanzen bis die ersten Sonnenstrahlen auf den Bosporus treffen. Schade. Momentan müssen wir auf dieses Vergnügen verzichten, denn alle Restaurants schließen um 22 Uhr. Die Ausgangssperre wurde von der Regierung bis 5 Uhr früh festgelegt. Nach 22 Uhr dürfen die Türken nur mehr raus zum Brötchen holen oder Wasserflaschen kaufen. Das gilt allerdings nicht für Touristen. Daher einen Rat: Tragen Sie immer Ihren Reisepass mit sich, damit es mit der örtlichen Polizei zu keinen Diskussionen kommt.
22:00
Zurück im Novotel Istanbul Bosporus.
PS: Sonntags gilt momentan überall Ausgangssperre. Alle Geschäfte und Sehenswürdigkeiten haben geschlossen (Stand 17. Juni 2021). Planen Sie danach Ihren Istanbul-Trip oder reisen Sie weiter nach Kusadasi. Aber das ist eine andere Geschichte, und zwar die von der "Unglaublichen Reise des goldenen Ringes oder Entlang der türkischen Ägäis" ...
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